Advent – überraschend anders;)

425 640 Elke Janßen

Es klingelt. Advent steht vor der Tür.

Auch das noch, denke ich. Ich bin im Schlafanzug. Plätzchen habe ich nicht gebacken und ordentlicher könnte es auch sein. Schlecht gelaunt bin ich. Und genervt. Echt angeknappert. Jetzt also auch noch Advent.

Ich starre hinaus. Wehe, wenn der auch noch anfängt zu singen, dann…

Advent klingelt weiter. Unentwegt. Unverdrossen.

Ich öffne die Tür

Ich habe mich entschieden, sagt Advent. Eigentlich wollte ich dir nur schreiben. Aber jetzt besuche ich dich persönlich. Zieh dich an, wir gehen los.

Ich bin sprachlos. Wie redet der denn mit mir? Doch Advent funkelt mich fröhlich an. Er duftet nach Tannenzweigen. Schön finde ich das schon. Sehe ich da etwa ein wenig Lametta, pinkfarbend? Da muss ich dann doch lachen. Auch wenn er ein klein wenig altmodisch damit aussieht. Das Glitzern gefällt mir.

Etwas verschämt, aber dennoch vergnügt schüttelt Advent sich und das Lametta fällt lässig vor meine Haustür. War gestern eine lange Nacht, meint er. Aber die Party war großartig. Das nächste Mal bist du hoffentlich auch dabei. Ach ja, das Lametta ist natürlich öko, ganz klar;), blinzelt er mir zu.

Ich ziehe mich an, ausgerüstet mit meinen neuen roten Schuhen, einer hellblauen Jacke und einer gelben Mütze stehe ich nun vor Advent. Advent lächelt mir zu, toll siehst du aus. Dann schnippt er mit seinen Fingern. Wusste gar nicht, dass er die auch hat, Finger. Aber mittlerweile wundert mich gar nichts mehr.

Advent nimmt meine Hand, warm ist sie, gemütlich und wohltuend. Und Schwuppdiwupp (gibt es dieses Wort überhaupt? Egal) Schwuppdiwupp stehen wir auf einmal in einem verschneiten Wald. Wunderschön und irgendwie auch verzaubert, sieht der aus. Der Wald, Advent und ich. Wir plumpsen in den Schnee, wedeln mit den Armen und machen erst mal eine Schneeengelin. Ja, die gibt es auch, echt. Wir lachen uns dabei an. Schnee rieselt auf uns hinab. Dann stehen wir auf und gehen los. Frische Luft, die Nase läuft ein wenig mit, rote Bäckchen. Wir gehen lange schweigend nebeneinander, genießen die frische Luft. Dann plötzlich fange ich an zu erzählen, von dem, was mich bewegt, was mich aufregt, was mich gerade beschäftigt.

Ich erzähle von meiner Trauer, dass ich immer wieder meine, mich in irgendwelche Formen reinquetschen zu müssen, die gar nicht zu mir passen. In Herzchenformen zum Beispiel.

Dabei bin ich gar kein sanft geschwungenes LebkuchenHerz oder eine ausgeglichene LebkuchenBrezel. Ich bin ein LebkuchenStern, etwas kantig und störrisch, aber innen genauso weich. Die muss es doch auch geben? frage ich, Lebkuchensterne? Ja, sagt Advent, die muss es auch geben, unbedingt. Ich freue mich, sehr.

Der Weg macht eine langgezogene Kurve, durch die Bäume sehe ich ein warmes Licht. Wir stapfen durch den Schnee. Wir werden erwartet.

Und nun du: Es klingelt,  Advent steht vor deiner Tür….

Ich wünsche dir eine gesegnete und behutsame Adventszeit.