Schafe

Ziemlich entspannt? – (N)Möh – oder von ungeduldigen Schafen

1024 768 Elke Janßen

Da warst du bestimmt mega entspannt….,

so die ersten Rückmeldungen, als ich von meinem Bildungsurlaub: „Raus aus der Stressspirale hin zu mehr Gelassenheit“ berichtete.

Lange Mittagspausen, interessante, vielfältige Inputs und Inspriationen, eine schöne Umgebung, viele Entspannungsübungen. Idylle mit Schafen auf dem Deich. Besser gehts nicht. Und das sogar in Coronazeiten, Glück gehabt. Mäh

Ja, es war ein Privileg, dort zu sein, 5 lange Tage. Und wir hatten auch viel Spaß zusammen. Aber entspannt? Urlaub? Ich gestehe: „Nicht für mich“.

Ich fand diese Zeit anstrengend, intensiv und sehr herausfordernd. So viel Stille und so viel Zeit, sich mit seinen eigenen Denkmustern auseinander zu setzen. Das war nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Denn in der Stille machten sie sich bemerkbar, die eigenen Glaubenssätze: sehr laut, sehr fordernd. Ungebetene Gäste, die herumblöcken, einfach so, ohne Einladung.

Dabei wollte ich mich doch entspannen! Und zwar – Sofort. Ok ok wenigstens nach 2-3 Tagen. Die berühmte Achtsamkeit einüben, Raus aus dem Tun hin zum wohligen/wolligen Sein kommen. Dafür würde ich mich auch gerne anstrengen, alles mitmachen, aktiv sein;)

Bis mein Blick auf eine Flipchart fiel, wo die Begriffe „Tun“ und „Sein“ wie folgt definiert wurden:

TUN bedeutet

  • Außenorientiert
  • Machen
  • Beschleunigung
  • Zielorientiert
  • Reden
  • Kontrollieren

 

Sein

  • Innenorientiert
  • Lassen
  • Entschleunigung
  • Zielfreiheit
  • Schweigen
  • Vertrauen

 

Kein Wunder, dass erst mal Unruhe bei mir entstand. Im Tun bin ich bestens geübt und gut gerüstet. Das fällt mir relativ leicht und ich fühle mich dabei sicher. Schweigen, Vertrauen und Zu-lassen fällt mir sehr viel schwerer.

 

Aber das ist ok. Das darf sein.

Und braucht Zeit

Viel Stille Zeit, indem ich den einzelnen Gefühlen, auch den unangenehmen, Raum gebe, um sie anzuschauen, fürsorglich mit ihnen umzugehen. Ihnen zuzuhören.

Ich weiß nicht, wie deine Glaubenssätze lauten. Sei beliebt! Sei perfekt! Halte durch! Behalte die Kontrolle! Sei unabhänig! Sei….. was auch immer? Stressfaktoren, die sicherlich auch positive Aspekte haben, aber eben auch hohe Nachteile.

Ich wünsche dir, gerade auch für den November, ein Innehalten und Fürsorge für dich selber:

O Auch du darfst Fehler machen. 0 Weniger ist manchmal mehr. 0 Ich bin gut zu mir. 0 Ich darf andere enttäuschen. 0 Ich muss es nicht allen Recht machen. 0 Ich darf Hilfe annehmen. 0 Ich darf meine Gefühle zeigen. 0 Ich darf mich anlehnen. 0 Ich darf ein Riskio eingehen. 0 Ich darf spontan sein. 0 Ich darf meinem Bauch vertrauen. 0 Ich darf es mir leicht machen. 0 Ich darf loslassen.

 

Kreuze an, was dir jetzt gut tut.

Mein Satz ist übrigens: „Ich darf mich anlehnen“. Und vielleicht helfen dir auch die folgenden Fragen für die November – Tage:

 

  • Was hast du heute Schönes erlebt?
  • Auf was kannst du vertrauen?

Wie auch immer, achte auf dich. Sei liebevoll zu dir. Das braucht Übung. Aber tut einfach gut. Und Gott ist es schon lange mit dir. Er liebt dich bedingungslos

Herzlich Elke

Näher und behutsam auf Glaubenssätze anschauen? Gerne begleite ich dich per Mail, Skype oder vor Ort

 

Aus aktuellem Anlass schließe ich heute mit einem Bonhoeffer Zitat:

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest
Wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.

Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott,
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott.