Verlorene Träume?

1024 661 Elke Janßen

Als sie all die großen Träume und Sehnsüchte hinweggeräumt hatte, blieb ein leerer Raum übrig.

Schäbig sah er aus und auch ein wenig schief. Lange hatte er geglänzt in goldenen und silbernen Farben. Jetzt war nur noch ein Hauch davon zu erahnen.

Staub legte sich auf die Regale und Kleiderständer. Das Schild verwilderte und war kaum noch zu lesen.

Ein Schandfleck für unserer saubere Straße, empörten sich die Leute, abreißen sollte man ihn.

Mit der Zeit gingen die Menschen achtlos an dem Laden vorbei. Dann vergaßen sie ihn.

Die Ladenbesitzerin trauerte um all das, was sie nicht erreicht und auch verloren hatte.

Ihre Träume und Sehnsüchte verschloss sie in einer Kiste.

Bis eine Künstlerin kam.

Sie nahm ihren besten Stoff aus orangener Seide und verhüllte den Laden liebevoll. Das ist ein Kunstwerk, flüsterten die Menschen, seht nur die vielen Ecken und Kanten. Das sieht verzaubert aus.

Was sich wohl dahinter verbirgt?

 

Am Tag der Enthüllung kamen tausende Menschen aus aller Welt.

Die Künstlerin hob vorsichtig den Stoff.

Ein Laden war er immer noch, nicht besonders groß.

Aber liebevoll gestaltet. Hier und da funkelte ein goldener Stern.

Die Kleidung war gestrickt in bunten Farben. Bücher mit Geschichten aus dem Leben standen in den Regalen.

Die Liebe fand die Nähe, zwei Stofffiguren, behutsam restauriert, hielten sich an den Händen.

In einer Schachtel stapelten sich Postkarten aus fernen Ländern. In schwarz-weiß wirkten sie besonders schön.

Die Süßigkeiten lagen verlockend in einem großen Glas. Saure waren dabei und Salzige.

In der Luft lag ein Geruch von Zitrone und Minze.

Die Ladenbesitzerin war älter geworden, hatte Falten und war auch nicht mehr so schlank, aber sie strahlte.

Dann öffnete sie den Laden.

 

Ich wünsche dir eine gesegnete Adventzeit und einen wertschätzenden und liebevollen Blick auf deine Sehnsüchte und Träume.

 

Liebe Grüße Elke