Beschädigung, wer hat sie nicht schon in seinem Leben erlebt? Und wie oft sind wir zu Meistern im Verstecken, Verbergen und Ignorieren dieser Verletzungen geworden? Klar, wer lebt auch schon gerne mit Beschädigungen. Ich jedenfalls nicht. Und ich habe schon sehr viel Energie darauf verwendet mich anzustrengen, dass einfach alles gut wird, alles wieder heil. Ohne Pflaster, ohne Narben. Wäre das nicht schön? Am liebsten möchte ich die Verletzung ungeschehen machen. Aber das funktioniert nicht. Stattdessen werde ich müde vom Kampf gegen sie.
Ikone
“Jeder einzelne von uns ist ein Abbild Gottes, aber jeder gleicht einem beschädigten Bild. Wenn wir eine Ikone erhielten, die durch Abnutzung, menschlichen Hass oder andere Umstände beschädigt wurde, würden wir sie mit Ehrfurcht, Zärtlichkeit und Trauer betrachten. Wir würden unsere Aufmerksamkeit nicht in erster Linie der Tatsache zuwenden, dass sie beschädigt ist, sondern der Tragödie Ihrer Beschädigung. Wir würden uns darauf konzentrieren, was von der Schönheit übrig ist und nicht auf das, was von der Schönheit verloren ging…“ (Anthony Bloom).
Als ich in einem Fachbuch dieses Zitat las, hat es mich sehr angesprochen, ja es hat mich berührt. Das Zitat drückt aus, warum ich mich damals für die Berater-Ausbildung entschieden habe: In unserem Leben passieren auch nicht so schöne Dinge und es ist wichtig, diese Verletzungen wahr zu nehmen, behutsam anzusehen und auch wert-zu-schätzen. Sie wollen versorgt werden.
Ich bin der Überzeugung, dass in jedem von uns, auch in dir, eine wunderbare Ikone schlummert und wir unser Leben, auch wenn nicht alles heil wird, kraftvoll zu gestalten.