Gedankenflut

640 426 Elke Janßen
Ich fühle mich ohnmächtig. Ein Hubschrauber nach dem anderen fliegt über unser Grundstück, mehrere in der Stunde und das seit Tagen. Flutkatastrophe in unmittlerbarer Umgebung. Diesmal ganz nah dran. Betroffene Kollegen, eine Tante, die evakuiert worden ist, Hilflosigkeit. Nicht wirklich helfen zu können. Dankbarkeit in Bonn zu leben und gleichzeitig ein schlechtes Gewissen.

Schon 1000 Bonner haben sich gemeldet, stellen Unterkünfte zur Verfügung. Ich war nicht dabei. Klar eine Bekannte habe ich eingeladen. Aber ganz Fremde? Überfüllte Kleiderspenden, die keiner mehr so richtig haben möchte. Organisierte Shuttles die Helfer in die Region bringen. Ich spende Geld. Natürlich bete ich auch. Aber hätte ich nicht mehr machen müssen? Ich fühle mich schäbig.

Ein neuer Bestseller auf dem Markt. Charismatisch und leidenschaftlich der Bericht einer Heldereise: Suchen und Finden. Die Berufung leben. Erfüllung. Das ist ansteckend, mein Alltag nicht, denke ich, da muss ich doch noch mehr machen. Wo ist die Zauberformel?

Selbstentfaltung contra Selbstoptimierung. Ich höre ein interessantes kurzes Youtube-Video. Und merke, auch ich lasse mich anstecken von den Selbstoptimierungsversprechen. Selbstoptimierung, die durch den Vergleich lebt. Und schlimmstenfalls unter dem Motto steht, nur wenn ich was mache, werde ich geliebt. Natürlich wird das anders verkauft. Gesprochen wird von Erfüllung. Ankommen. Was Sinnvolles tun. Wer will das nicht. Verführerisch. Nur noch dieser Kurs, dann..

Es ist schon alles da.

Lese ich weiter. Du bist ein Geschenk, packe es aus. Entfalte dich. Es ist alles da. Wie tröstlich sich das anfühlt. Wie wohltuend anders. Und ich finde, es passt sehr gut auch zur christlichen Spiritualität und ich erlebe es in Stille und Entspannungseinheiten, die ich nicht machen muss, aber dann auspacke, wenn sie mir einfach gut tun.

Es ist schon alles da.

Ich lerne mich weniger zu vergleichen. Ok, ich übe. Und ich fange an, all die Angebote oder Anforderungen, die ich mir selber oder andere mir machen, zu überprüfen.

  • Was möchte ich behalten?
  • Was lehne ich ab?
  • Was möchte ich modifizieren?

Das tut mir gut und nimmt mir den Stress. Ich bin kein großer Techniker und Aufräumer. Ich brauche auch Vertrautes. Aber ich bin ein guter Zuhörer. Ein Ermutiger. Und das kann ich richtig gut. Und wenn es dran ist, setze ich es ein. Egal wo. Und höre zu. (Wobei Traumatas immer auch in Fachhände gehören.) Gottes besonderen Schutz und Fürsorge, für alle, die betroffen sind, auch wenn es keine simplen Antworten gibt.

Wir leben auch von der Ergänzung und nicht von dem Vergleich. Das zu Verstehen und Einzuüben braucht Zeit. Ich wünsche dir Fürsorge. Behutsamkeit. Entfaltung. Du kannst vieles richtig gut. Gottes Segen. Ohne Stress.

Herzlich Elke

 

 

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