Die große L…..

1024 682 Elke Janßen

Die nächsten Stunden würden grauenvoll werden, da ist sich Frau E. sicher.

Es regnet schon seit Stunden und das im August. Sie hat eine Menge geschafft und gerade fällt ihr so gar nichts ein, was sie tun könnte.

Es klingelt laut und energisch und vor ihrer Tür stehen Herr Lange und Frau Weile. Auch das noch, stöhnt Frau E. Auf die beiden hat Frau E. gerade so gar keine Lust.  Öffnet dann aber doch die Tür und führt sie auf die überdachte Terrasse.

Herr Lange ist, wie sein Name schon sagt, ziemlich dürr und über 1,90 groß. Oft genießt er die frische Luft dort oben. Manchmal tut ihm der Rücken weh, aber mit seinen 83 ist das auch in Ordnung, denkt Frau E. Heute ist er schlecht gelaunt. Alles ist so grau und öde, knurrt er vor sich hin. Und er muss es ja wissen, schließlich hat er den Überblick.

Frau Weile ist etwas kleiner und ein klein bisschen dicker als Herr Lange. Das macht ihr aber nichts aus, meint sie, meistens zumindest. Sie ist quirlig und immer in Bewegung. Doch heute sitzt sie nur da, wippt ungeduldig mit ihren Füßen und weiß nichts mit sich anzufangen. Mist murmelt sie. Mist.

Herrn Lange nervt diese Unruhe, aber momentan hat er auch keine Idee, was man oder frau machen könnte. Er streckt sich, wenigstens die Haltung wahren, denkt er. Immer schön aufrecht sitzen. Aber auch das ist anstrengend.

Frau E. setzt sich zwischen die beiden.

Zäh fließt die Zeit vor sich hin, keiner sagt etwas, der Regen bleibt beharrlich.

Plötzlich muss Frau E .lachen. Sie hat eine Idee. Frau E. zieht ihre Schuhe aus, ein großer Zeh wackelt schon fröhlich und erwartungsvoll. Dann steht sie auf und springt in eine Pfütze, die sich vor der Markise breit gemacht hat. Ok, sie wird etwas nass, aber das ist ihr jetzt gerade egal. Herr Lange und Frau Weile sind reichlich irritiert. Dann fangen sie an zu kichern und machen mit. Der Regen beruhigt sich, Frau Weile findet ein Stück Kreide, dass ein Kind dort liegen gelassen hat. Sie zeichnet ein Himmel und Hölle -Spiel auf die Straße und die drei spielen zusammen. Jetzt noch ein Gummitwist, aber das ist Herrn Lange dann doch zu heikel und außerdem, gibt es sowas überhaupt noch?

Nach einer langen Weile verschnaufen sie. Ihre Herzen pochen fröhlich. Sie erinnern sich an früher, erzählen sich Geschichten. Hecken was Neues aus.

Frau E. ist glücklich, was für ein schöner Tag ist das doch noch geworden mit den beiden: der Lange(&)Weile

Ich wünsche dir einen schönen Sommer, was auch immer er uns noch bietet. Und wenn Langeweile dich besucht, begrüße sie, gib ihr Raum und lass dich überraschen

Herzlich Elke