So richtig schön war es früher eigentlich nie, mein ausgebautes Dachgeschoss. Im größeren Raum stand mein Bett. Dazu ein ausrangiertes abgestelltes Sofa, ein alter Kalender und einige bunt zusammen gewürfelte Regale. Das trug nicht unbedingt zu einer gemütlichen Atmosphäre bei, aber ich hatte mich daran gewöhnt und ich schlief trotzdem gut. Im kleineren Raum nebenan befand sich mein Arbeitszimmer, nett und zweckmäßig eingerichtet. Alles funktionierte.
Irgendwann hatte ich dann doch Lust, Lust auf Veränderungen. Warum nicht endlich auch das Dachgeschoss verändern? Einen coolen Arbeits- und Beratungsbereich gestalten, in dem ich mich und andere wohlfühlen dürfen.
Mit tatkräftiger Unterstützung von meiner Familie wurde ausgemistet, umgeräumt und gestrichen. Die Einrichtung des Arbeitszimmers und ein neues gemütliches Sofa kamen in das große, das Bett ins kleinere Zimmer. Super, ist gar nicht so schlecht geworden, dachte ich, als ich die erste Nacht in meinem neuen Schlafzimmer im alten Bett lag.
Aber schon bald fühlte ich mich total unwohl. Das Schlafzimmer kam mir zu eng vor, die neue Sicht vom Arbeitsplatz am Computer irgendwie fremd und ungewohnt. Ich fühlte mich auf einmal echt schlecht. Meine Güte, und dabei hatte ich doch nur ein paar Möbel hin und her gerückt. Kein Grund zur Aufregung.
Kontrolle haben oder ausgeliefert sein?
Wie konnte es sein, dass eine so simple Umrückaktion Ängste auslöste? Ich kam mir wieder mal so vor, als würde ich in einer Falle sitzen, eingesperrt zwischen den Gedanken: “In den alten Zustand möchte ich nicht mehr zurück, aber der neue Zustand gefällt mir auch nicht!”
Das kannte ich schon aus früheren Situationen, dieses Schwarz-Weiß-Denken: Entweder ist etwas richtig – oder eben falsch. Entweder habe ich etwas unter Kontrolle – oder ich bin der Situation völlig ausgeliefert. Entweder, die Situation ist so wie ich mir das vorgestellt habe – oder es macht alles keinen Sinn. Entweder halte ich das jetzt resigniert aus – oder ich laufe weg.
Blau – oder der Mut zur Gelassenheit
Ein zufälliger Anruf meiner Lieblingstante half mir überraschender Weise weiter. Sie sagte mir einfach nur: “Hey, wer sagt denn, dass Du das jetzt aushalten musst? Du hast so viele Gestaltungsmöglichkeiten! Rück doch einfach die Sachen ein bisschen um, überlege was du ändern könntest, ohne in den alten, unbefriedigenden Zustand zurückzufallen.”
Simple Gedanken eigentlich. Für andere selbstverständlich, für mich offensichtlich nicht. Also begann ich wieder umzuräumen, probierte verschiedene Ideen aus, kaufte ein kleineres Bettgestell, frische Bettwäsche, strich eine Wand im neuen Arbeits- und Beratungsbereich in einem frischen Hellblau. Ok ok zuerst war es eher grün 😉 was ich später noch veränderte. Ja, das darf ich;) Entrümpelte weiter und genoss meine Bilder an neuer Stelle. Ließ mir Zeit. Ignorierte das Gejammere der anderen: “Ach das schöne Bett, wie kannst du das nur auf den Sperrmüll stellen?!”
Den Farbkasten entdeckt
Heute fühle ich mich total wohl. Hell, freundlich, einladend und persönlich ist “mein Dachbereich” geworden. Und ich bin glücklich, dran geblieben zu sein. Für mich eine unerwartet gute Übung, auch für andere Lebensbereiche.
Ich habe entdeckt: Das Leben ist tatsächlich bunt. Nicht einfach nur schwarz oder weiß. Es beinhaltet alle Facetten von Farben: Sowohl – als auch: traurige, fröhliche, mal grau und manchmal wunderbar sanft blau und wärmend. Das gibt mir viel Gelassenheit, Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheit in mein Leben zurück. Und Gott ist an meiner Seite.
Auch Lust auf Veränderung in deinem Tempo? Gerne unterstütze ich dich dabei